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85. ZEIT Forum Wissenschaft | 19. Mai 2022
Über welche Freiheit reden wir? – Zwischen Verantwortung, Solidarität und Selbstbestimmung
Wieso fällt es uns so schwer solidarisch zu sein? Jedes Jahr sterben laut Statistiken der WHO mehr als sieben Millionen Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung. Ein Blick in die Zukunft prognostiziert Hungersnöte, verheerende Naturkatastrophen und unbewohnbare Landstriche, wenn die Bevölkerung der Industrieländer ihren Lebensstil nicht nachhaltig verändert. Wir müssten weniger Auto fahren, seltener fliegen, unseren Ressourcenverbrauch drosseln – ganz generell anders wirtschaften, um Klima und Artenvielfalt zu schützen und allen Menschen auf der Erde vergleichbare Lebenschancen zu eröffnen. Doch viele Menschen sind nicht bereit zu verzichten. Einschränkungen ihres Konsums und ihrer Mobilität empfinden sie als Verlust persönlicher Freiheit. Dabei übersehen sie, dass unsere Freiheit oft auf Kosten anderer erkauft ist: Das preiswerte T-Shirt auf Kosten prekär beschäftigter Textilarbeiter*innen in Bangladesch, unser gewaltiger CO2-Fußabdruck auf Kosten versinkender Inseln im Pazifik, unser heutiger Wohlstand auf Kosten der Entwicklungschancen künftiger Generationen.
Wo endet das individuelle Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung? Wie können wir globale Solidarität und Generationengerechtigkeit fördern? Und sind wir wirklich bereit dazu? Für viele Menschen ist eine große Entscheidungs- und Wahlfreiheit eine absolute Selbstverständlichkeit. Sie sind mit ihr aufgewachsen und haben diese verinnerlicht. Doch was ist, wenn wir diese individuelle Wahlfreiheit bald nicht mehr haben?
Das nächste ZEIT Forum Wissenschaft beschäftigt sich mit dem Begriff der Freiheit und geht der Frage nach, wie kompatibel unsere gesellschaftliche Auslegung von persönlicher Freiheit mit den Bedürfnissen zukünftiger Generationen ist. Wiegen die Interessen der Gegenwart stärker, als die der Zukunft? Oder ist es an der Zeit, unseren Freiheitsbegriff grundlegend zu ändern und ihn zukunftsorientiert zu gestalten?
Ralf Krauter, Redakteur „Forschung aktuell“, Deutschlandfunk und Andreas Sentker, Geschäftsführender Redakteur und Leiter Ressort Wissen, DIE ZEIT, sprachen mit diesen Expert*innen:
- Gyde Jensen, MdB, stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag
- Prof. Dr. Philipp Lepenies, Ökonom und Professor für Politik mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit an der Freien Universität Berlin & Leiter des Forschungszentrums für Nachhaltigkeit FFN
- Prof. Dr. Angela Schwerdtfeger, Professorin für Öffentliches Recht an der Georg-August-Universität Göttingen und wissenschaftliche Direktorin des Think Tanks „Democratic Futures“
Moderation
- Ralf Krauter, Redakteur „Forschung aktuell“, Deutschlandfunk
- Andreas Sentker, Geschäftsführender Redakteur und Leiter Ressort Wissen, DIE ZEIT
Begrüßung
- Prof. Manuel J. Hartung, Vorstandsvorsitzender der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius
Dossier 85
Dossier zu „Über welche Freiheit reden wir? – Zwischen Verantwortung, Solidarität und Selbstbestimmung“.
Um Euch einen noch größeren Einblick und verschiedene Perspektiven zu den Themen des ZEIT Forum Wissenschaft zu geben, stellen wir Euch hier im Dossier zusätzlich Beiträge zusammen.
Schale Freiheit
Nachdenken über einen zerfledderten Sachverhalt | von Jean-Pierre Wils
Longterminism. Wie langfristig sollten wir denken?
von Lars Weisbrod
Philosophie Magazin
Muss die Freiheit sterben, damit wir leben können?
Themendossier
3sat
Der Mythos der individuellen Freiheit
„Grenzenlose Freiheit“ | Videoserie in der 3sat Mediathek
Podiumsgäste
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