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Nur heiße Luft?
Wie wir die Versprechen von CO2-Speicherung realisieren können
Rund 675 Millionen Tonnen Treibhausgase wurden in Deutschland 2023 freigesetzt – gut 10% weniger als im Vorjahr. Setzt sich dieser erfreuliche Trend fort, wären die Klimaziele der Bundesregierung bis 2030 noch erreichbar. Um Wirtschaft und Gesellschaft bis 2045 komplett klimaneutral zu machen, müssen die Netto-Emissionen aber ganz auf Null heruntergefahren werden. Nach Einschätzung von Fachleuten kann das nur gelingen, wenn Kohlendioxid im großen Stil im Boden oder tief unter der Erde gespeichert wird.
In Island, Norwegen und Dänemark laufen solche Pilotprojekte zur Speicherung von CO2, sogenannte Carbon-Capture-and-Storage-Projekte, kurz CCS. Doch die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen – und in Deutschland erschweren Vorbehalte der Bevölkerung gegen die unterirdische CO2-Speicherung die Erprobung der Umsetzung im industriellen Maßstab.
Die Carbon-Management-Strategie, die die Bundesregierung im Mai beschlossen hat, soll den Weg nun frei machen, für konkrete CCS-Projekte. Laut Bundeswirtschaftsminister Habeck „eine Richtungsentscheidung für die Industrie in Deutschland.“
Doch was weiß die Wissenschaft wirklich über die Chancen und Risiken der CO2-Speicherung? Welchen Beitrag zum Erreichen der globalen Klimaziele könnte die CCS-Technologie künftig leisten? Welche Faktoren beeinflussen das gesellschaftliche und politische Vertrauen in technische Langzeitprojekte? Und welche rechtlichen Rahmenbedingungen sind nötig, um CCS in Deutschland umzusetzen?
Diese Fragen diskutierten Ralf Krauter, verantwortlicher Redakteur „Forschung aktuell“, Deutschlandfunk, und Andreas Sentker, Geschäftsführender Redakteur und Leiter Ressort Wissen, DIE ZEIT, mit diesen Expert*innen aus Politik, Wirtschaft und Industrie:
- Felix Harteneck, Geschäftsführer Inplanet
- Dr. Christine Merk, stellvertretende Direktorin des Forschungszentrums Global Commons und Klimapolitik
- Prof. Dr. Julia Pongratz, Geologin an der Ludwig-Maximilians-Universität München
- Prof. Dr. Christoph Schneider, Professor für Klimageographie an der Humboldt-Universität Berlin
Nach der Podiumsdiskussion erwarteten Euch an den Thementischen weitere Referent*innen mit großartigen Ideen im Gepäck. Beim 94. ZEIT Forum Wissenschaft dabei waren: der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) und das CSS Forum von Bellona.
Dossier 94
Mehr zu Carbon Capture und Storage
Um Euch einen noch größeren Einblick und verschiedene Perspektiven zu den Themen des ZEIT Forum Wissenschaft zu geben, stellen wir Euch hier im Dossier zusätzlich Beiträge zusammen.
Ein Endlager für Treibhausgas
Die Lagerung von Kohlendioxid tief in der Erde (CCS) galt in Deutschland lange als »tot«. Nun wagt die Bundesregierung einen neuen Anlauf und will das Verfahren einsetzen. Ein Überblick über die Technologie, ihre Chancen und Grenzen.
Norwegen will das CO2-Problem unterirdisch lösen
Kurswechsel in der Klimaschutz-Politik: Schädliches CO2 soll künftig auch im Boden gespeichert werden dürfen. Was hat es mit der CCS-Technik auf sich und welche Risiken bestehen?
CCS: Deutschland will CO2 im Meeresboden speichern
CO2-Emissionen aus der Industrie sollen in der Zukunft statt in die Atmosphäre, in den Meeresboden gepumpt und dort gespeichert werden. Die Ampelkoalition verabschiedete ein Gesetz, das Carbon Capture and Storage (CCS) jetzt ermöglicht. Kritiker fürchten Umweltschäden.
CO2-Speicherung: Kabinett macht weg frei
Kurswechsel in der Klimaschutz-Politik: Schädliches CO2 soll künftig auch im Boden gespeichert werden dürfen. Was hat es mit der CCS-Technik auf sich und welche Risiken bestehen?